Slow Light – Seeking Darkness. Eine Initiative von Klanghaus Untergreith.
Slow Light – Seeking Darkness wurde als eine künstlerische, kulturelle und transdisziplinäre Auseinandersetzung mit der mangelnden Dunkelheit im urbanen und ruralen Raum konzipiert. Dies wirft vielfache Fragen auf, von ökologischen Aspekten und Auswirkungen der wachsenden Lichtverschmutzung bis hin zu kunsthistorischen Zugängen mit der Dunkelheit als Faszinosum, Inspiration und als Ambiente einer erhöhten Wahrnehmung.
Im Rahmen des Projektes entstehen diverse künstlerische und soziokulturelle Arbeiten zum Thema der fehlenden Dunkelheit im Alpen-Adria Raum, die sich in Residencies, Feldforschung, Works in Progress, Performances, Podcasts, Broadcasts, Hybrid-Digitale Workshops und Publikationen manifestieren.
Ein zentrales Anliegen des Projektes ist es auch, das Bewusstsein der TeilnehmerInnen sowie der Öffentlichkeit für Umweltprobleme zu schärfen und Wege und Zugänge aufzuzeigen, wie jede/r Verantwortung trägt und zur Verlangsamung des Klimawandels beitragen kann.
Slow Light Projekte finden in der Dämmerung, in der Nacht und im Morgengrauen statt. Slow Light ist Zwielicht und ruft liminale Bereiche hervor, stellt natürliche Übergänge in den Mittelpunkt und dreht sich um die Sehnsucht nach wahrer Finsternis. Die Dunkelheit ist weder blind noch still, in der Dunkelheit werden die Sinne wach und Geräusche, Schatten, Nuancen kristallisieren sich aus einem vermeintlichen Schwarz heraus. Seeking Darkness ist eine Suche nach einem verlorenen oder vielleicht gar nicht wahrnehmbaren Moment, der in sich Kreativität und Imagination birgt.
Ein kunst- und kultur-ökologisches Projekt im Alpen-Adria Raum
Projektpartner in Kärnten, der Steiermark, Slowenien, Italien und Istrien laden KünstlerInnen, kulturelle AkteurInnenund AktivistInnen ein, diverse Aspekte der Dunkelheit in neuen Werken zu reflektieren. Die ausgewählten Orte zeigen die Vielfalt der Alpen-Adriatischen Landschaft auf und verbinden KünstlerInnen über Grenzen, Genres und Sprachen hinweg.
Works in Progress werden an den Partnerorten entwickelt und präsentiert. Site-Specific künstlerische Prozesse betten kulturelle Praxis in die Landschaft ein, und schaffen auch lokale Sichtbarkeit und Austausch zwischen der Bevölkerung und den KünstlerInnen. Bei Slow Light finden Kunst und Kultur nicht nur in geschlossenen Räumen statt, sondern wachsen organisch und kommunikativ in der Landschaft. Somit schaffen wir neue Synergien zwischen kulturellen AkteurInnen und der Bevölkerung.
Radio, Kommunikation und Bildung
Aus den Werken, den Arbeitsprozessen, den diversen Überlegungen und Zugängen zum zentralen Thema der Dunkelheit werden Podcasts erarbeitet, die von Radio AGORA produziert werden. https://www.agora.at/sendungen-oddaje/detail/which/slow-light-seeking-darkness. Diese werden ebenfalls von Partnersendern wie Radio Helsinki Graz, Radio Onde Furlan, USMARADIO San Marino übernommen.
Parallel zu den künstlerischen und philosophischen Reflexionen wird das Thema Dunkelheit in einer Serie von Hybrid-Workshops im Villacher St. Martin Gymnasium von SchülerInnen, PädagogInnen und KünstlerInnen erforscht. In diesem Pilotprojekt basierend auf dem neu entwickelten digitalen Environment CHIP (cultural hybrid interactive platform) wird „the need for darkness“ interdisziplinär erläutert. Lehrkräfte gehen mit SchülerInnen dem Thema derDunkelheit im Zusammenhang mit Umweltfragen und Naturwissenschaften, Geschichte und bildnerischer Erziehung, Musik, Ethik, Sprache und sozialen Themen nach.
PHOTO 3 Isabelle Duthoit
Slow Light – Seeking Darkness bereichert und stärkt die Präsenz von künstlerischer Praxis im kulturellenAlltag in einer breiteren Alpe-Adria Region. Gelebte Synergien schaffen nachhaltige Impulse für die Region.Das Projekt schärft das Bewusstsein der TeilnehmerInnen sowie der Öffentlichkeit für Umweltprobleme und zeigt Wege und Zugänge auf, wie jeder zur Verlangsamung des Klimawandels beitragen kann. Der Fokus liegt auf der Stärkung der kreativen Kapazitäten in der Region & am Aufbau nachhaltiger grenzüberschreitender Netzwerke.
Zwei Abende in der Villa für Forest am 12. und 13. Oktober 2021 bringen das Kärntner Publikum mit internationalen TeilnehmerInnen zusammen. Die Vielfalt der Zugänge und Auseinandersetzungen mit der Signifikanz der Finsternis reflektieren sich u.a. in Performances, vom Kärntner Ensemble Praprotnice über Installationen von der Schriftstellerin Irene Borgna und dem Filmemacher Gavino Canu bis hin zu einer explosiven Spoken Word Darstellung von Lydia Lunch, in ihrem Solo-Stück „Dust and Shadows“.
MISSING THE DARKNESS AT NIGHT
Slow Light fokussiert im ökologischen Sinne auch auf die uns umgebende Lichtverschmutzung und die chronische Überbeleuchtung unseres Lebensraumes. Es gibt keine wirkliche Dunkelheit mehr. Viele Tiergattungen leiden unter dem Verlust der Orientierung, da sie von künstlichen Lichtern angezogen werden. Die Hormonhaushalte der Vögel ändern sich, und damit auch ihr Brutverhalten
Darüber hinaus wirft die allgegenwärtige Beleuchtung die Frage nach der Verschwendung natürlicher und chemischer Ressourcen auf. Eine Reihe von Ländern hat Initiativen dagegen gestartet, und dennoch gibt es keine internationalen Vorschriften zur Einschränkung der künstlichen Beleuchtung.
Lichtverschmutzung verbirgt die Dunkelheit in 80% Europas. Die Himmelsflächen, die aus Sternwarten sichtbar sind, werden immer kleiner, ganz unabhängig von der irreversiblen Veränderung des Himmels durch nationale und private Satellitenprojekte, die unseren Blick auf den Himmel nachhaltig beeinträchtigt.
Die Sehnsucht nach Dunkelheit durchdringt die Kunstgeschichte in einer anhaltenden Faszination für imaginäre Räume, Träume und tranceähnliche Zustände. Ein bewusster Kontrollverlust kann als meditative Praxis in verschiedenen internationalen Kulturen als Ritual erhöhter Wahrnehmung gesehen werden.
Slow Light findet über Grenzen statt. Das überregionale Projekt ermöglicht öffentliche Kollaborationen über einige Monate und bindet somit TeilnehmerInnen (KünstlerInnen sowie Publikum) in einen dynamischen kreativen Diskurs ein. Live Events, Radiosendungen, Internet-Plattformen sowie ein Projektbuch sind alle Medien, die dieses work in progress nachhaltig transportieren.
Slow Synergies, organisches Wachstum
Klanghaus Untergreith widmet sich kultureller Arbeit außerhalb von urbanen Zentren. Wenn wir regional denken, meinen wir das Gegenteil von provinziell. Wir halten den Alpe-Adria-Raum für einen Mikrokosmos der Diversität und der gemeinsamen Kulturen, der genau diese Vielfalt zulässt und von den verschiedenen Menschen, Orten und Geschichten profitiert. Globalisierung, die unter mit Begriffen wie das „global village“ auch positive Aspekte versprechen wollte, hat zur Fragmentierung und einer Entpersonalisierung geführt. Unser regionales Projekt strebt eine universelle soziale Kultur an, indem Dialog geschaffen wird. Der interdisziplinäre Bezug auf Dunkelheit ist ebenfalls Ausdruck von „Fortschritt“ im sozialen Sinne – eben keine kapitalistisch-ubiquitäre gesichtslose Macht, sondern eine künstlerische Formulierung eines zeitlichen und kulturellen Kontinuums von der Antike in die Postmoderne über Grenzen hinweg.
Alfred Pranzl, Herausgeber der österreichischen Musikzeitschrift Skug, vergleicht unsere Arbeit mit Rhizomen, oder auch Myzelien. Ganz im Sinne der Wood Wide Web und der unterirdischen Kommunikation und gegenseitige Ernährung und Unterstützungsnetzwerke in Mischwäldern, die durch Pilzgeflechte verbunden sind, arbeiten wir im immer vernetzt. Unsere Projekte sind immer Works in Progress, sie sind immer kollaborativ und sie überschreiten physische und ideelle Grenzen. Es ist uns wichtig, eine breitere europäische Kulturgemeinschaft zu etablieren, und die zentrale Rolle der Kultur in der Gesellschaft aufrecht zu halten.
Netzwerk Alpe-Adria Raum & beyond
Slow Light – Seeking Darkness begann 2021 mit der Unterstützung der Kärntner Kulturstiftung im Alpen-Adria Raum. Das Projekt ist grundsätzlich ein Prozess, ongoing und kollaborativ. Die Partnergruppen bilden ein nachhaltiges Netzwerk und ergänzen sich über Zeit in einem kontinuierlichen Austausch von Erfahrungen und TeilnehmerInnen.
Klanghaus Untergreith vernetzt sich dabei mit Stazione di Topolò, Sajeta Festival, Mani d.o.o., USMARADIO San Marino, Radio AGORA und dem Verein Innenhofkultur, BG-BRG St. Martin/Villach. Das Projekt soll auch in Zukunft mit den bestehenden und weiteren Partnern weitergeführt werden, und wir hoffen, Slow Light auf europäischer Ebene auszuweiten. Die vielfältige, inklusive und kulturell interaktive Auseinandersetzung mit der Dunkelheit als Topos in der europäischen Kunst birgt eine unvorstellbare Reichweite in sich.
Final note
Slow Light – Seeking Darkness wird von der Kärtner Kulturstiftung als eines von vier ausgewählten Projekten im Rahmen des ersten Calls unter dem Motto „Umbrüche“ unterstützt, sowie von der Alpen-Adria-Allianz, dem BMKÖS und vom Land Kärnten.
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