wofür wir dagegen sein wollen – wir gehen solange, bis ihr geht! oder: wo ist denn die demo?
wir gehen, bis ihr geht, lange durchgehalten, aber nicht so lange. schweinereien befürchtet, jedoch damit nicht gerechnet. und: laut einer studie des imas interessieren sich aktuell überhaupt nur mehr fünf prozent der österreicher_innen für das innenpolitische geschehen.
als sich auf wiens straßen im februar 2000 einige tausend menschen zusammenfanden, um gegen die ungeheuerlichkeit der bildung einer schwarz/blauen regierung (oder wäre sie eigentlich stimmenmäßig blau/schwarz gewesen?) zu demonstrieren, da ging es nicht ausschließlich um die zu befürchtenden gesetzlichen sauereien, die die regierung beschließen sollte. das innenministerium, davor unter karl schlögl rot geführt, geriet schon seit mitte der 1990iger jahre in die kritik, asylgesetze und den umgang mit asylwerber_innen in menschenverachtender form zu verschärfen. auch todesfälle waren zu beklagen, einer der grausamsten wohl die ermordung von marcus omofuma.
künstler_innen mussten initiative ergreifen und mittels verschiedenen ausdrucksformen protest einlegen, aber auch erinnern, aber auch verhindern.
unter anderem eine podiumsdiskussion im wiener wuk, zu der unteranderem florian klenk, der aufdeckungsjournalist vom falter, geladen hatte. das volxtheater favoriten sagte damals: mit den täter_innen wird nicht diskutiert! der falter ist beleidigt und schreibt davon, dass chaoten die diskussion verhindert und danach das studio vom kleinen wiener sender radio orange gestürmt hätten. das war damals selbstverständlich nicht so. die „chaoten“ waren eingeladen, um ihre aktion und ihre gründe dafür zu vermitteln.
karl schlögl wurde abgelöst von ernst strasser. wir gehen, bis ihr geht! viele haben damals gehofft, dass das verlogen liberale, gemäßigte auftreten von strasser, der ja auch in den medien sozusagen als nicht-hardliner gelobt wurde, als etwas entlarvt wird, das damals noch in dieser unverschämtheit undenkbar war. schüssel konnte damals gar nicht anders, als mit verkniffenem mund durch die gegend schleichen und sich die schüssel’sche neuordnung unter einem christlich-liberalen was-auch-immer-wertestaat zu imaginieren.
raus aus den hängematten, sagte andreas khol und freute sich schon auf den zeitpunkt, in dem die tochter wahrheit den blick und horizont dafür öffnet, welche sauereien unter schwarz/blau möglich waren, um den machterhalt zu sichern. die homepage der industriellenvereinigung für khg war ja schon fast harmlos und trotzdem damals schon äußerst bedenklich. wir gehen, bis ihr geht!
2011 – viele sind nicht mehr übriggeblieben. auch wolfgang schüssel geht, in allen ehren, selbstverständlich. es bleibt eigentlich niemand mehr übrig, der verantwortung übernehmen kann und will. über gorbach und strasser lacht man heute am meisten, über meischberger, grasser, hochegger und plech lachte schon die kabarettszene im wiener audimax. „wos wor mei leistung“, „part of the game“ und „the world in vorarlberg is too small“. die blauen 2011 haben mit all dem selbstverständlich nichts zu tun, sie sind lediglich wieder tiefer oder sichtbarer in ihren braunen keller runtergestiegen oder machen sich auf der klosterneuburger windischhütten-wiese ein feuerchen. die orangen sind nicht die orangen, die orangen sind eine mischung aus blau/orange, aber nicht mehr diejenigen, die damals verantwortlich waren, und der jörg haider ist tot.
wir gehen, bis ihr geht, lange durchgehalten, aber nicht so lange. schweinereien befürchtet, jedoch damit nicht gerechnet. und: laut einer studie des imas interessieren sich aktuell überhaupt nur mehr fünf prozent der österreicher_innen für das innenpolitische geschehen. die protagonist_innen von damals können sich also zurücklehnen und mit khol sagen: die wahrheit ist die tochter der zeit. und ich persönlich hoffe, dass nicht nur die orf-kabarettstars aus dem ganzen mist etwas machen. wir gehen, bis ihr geht!