In den letzten zwei Jahren hat die IG KiKK die Kunst- und Kulturstrategie Kärnten | Koroška 2030 begleitet und parallel eine österreichweite Analyse bestehender Kulturstrategien erstellt. Die Analyse "Wie gehts weiter. Ein kritischer Blick auf Österreichs Kulturstrategien" schließt eine bestehende Lücke in der Datenlage zur freien Kulturarbeit in Österreich. Sie zeigt, wie strategische Kulturplanung gestaltet sein muss, um Wirkung zu entfalten.
Auf Grundlage des partizipativen Prozesses und der umfassenden Analyse formuliert die IG KiKK zentrale Empfehlungen für die Kulturstrategie Kärnten | Koroška 2030. Ziel ist eine Strategie, die kulturelle Vielfalt, Teilhabe und nachhaltige Entwicklung stärkt und von der Kulturszene langfristig getragen wird.
Empfehlungen der IG KiKK für die Kunst- und Kulturstrategie Kärnten | Koroška 2030
Politische Verantwortung und Kontinuität
Die Landespolitik muss aktiv hinter der Strategie stehen und ihre Umsetzung über Legislaturperioden sichern. Nur die Verankerung in Landesgesetzen und darauffolgend in Förderrichtlinien schafft Verbindlichkeit und Planbarkeit. Als wichtigen Schritt empfehlen wir die verbindliche Umsetzung der fachlichen Empfehlungen des Kulturgremiums und die Erweiterung seiner Kompetenzen.
Klare Vision und konkrete Maßnahmen
Ohne konkrete Maßnahmen bleibt die Strategie nur bedrucktes Papier. Die Strategie muss eine gemeinsame Vision formulieren und daraus priorisierte, messbare Ziele und Maßnahmen ableiten. Beides muss die Inputs der Kulturtätigen widerspiegeln und tatsächlich umsetzbar sein.
Ressourcen und Rahmenbedingungen
Die Umsetzung erfordert ausreichende finanzielle und personelle Mittel. Es braucht Sonderdotierungen und stabile administrative Strukturen für eine nachhaltige Umsetzung.
Querschnitt und Verankerung
Kulturpolitik ist eine Querschnittsaufgabe. Die Strategie muss, um zu greifen, Schnittstellen zu Wirtschaft, Tourismus, Bildung, Wissenschaft, Sozialem, Regionalentwicklung, Klima und Migration definieren. Gemeinden sind aktiv einzubinden, z.B. durch Beratung, Kooperation und Anreize für kulturelle Aktivitäten.
Evaluierung und Weiterentwicklung
Ein Monitoring- und Evaluierungssystem, mindestens alle zwei Jahre, misst Fortschritte, überprüft Wirksamkeit und ermöglicht Anpassungen. Die Beteiligung der Kulturakteur:innen ist unbedingt einzubauen, denn sie stärkt Legitimität und Dynamik.
Fazit
Die Kulturstrategie Kärnten | Koroška 2030 soll als verbindlicher Handlungsrahmen kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung stärken. Sie kann Demokratisierung, regionale Identität und Zukunftsfähigkeit fördern – vorausgesetzt, sie wird konsequent umgesetzt, ausreichend ausgestattet und regelmäßig überprüft.
Die Empfehlungen der IG KiKK basieren auf qualitativer kulturwissenschaftlicher Analyse, der Erfassung und Dokumentation der freien Szene sowie der Beobachtung gesellschafts- und kulturpolitischer Rahmenbedingungen. Sie wurden mit dem Ziel erarbeitet, sicherzustellen, dass die Kunst- und Kulturstrategie Kärnten | Koroška 2030 nicht nur ein weiteres Papier bleibt, sondern tatsächlich Wirkung entfaltet – dass die Vielfalt der Kunst und Kultur in Kärnten | Koroška erhalten bleibt, die Alleinstellungsmerkmale des Kulturlandes gestärkt werden und die Kulturszene die Ergebnisse des Planes nachhaltig mittragen kann
Bedeutung für Kärnten | Koroška
Die Empfehlungen der IG KiKK sollen die Kunst- und Kulturstrategie so unterstützen, dass sie tatsächlich Wirkung entfaltet. Sie sollen dafür sorgen, dass die bisherige Investition in den Prozess nicht wirkungslos verpufft, sondern die Strategie in der Praxis zu spürbaren Verbesserungen für Kulturtätige, Kulturinitiativen und die Kulturinfrastruktur führt. Nur wenn die Empfehlungen in der finalen Version enthalten und in der Umsetzung berücksichtigt werden, kann die Strategie langfristig gesellschaftliche Teilhabe, kulturelle Vielfalt und nachhaltige Entwicklung fördern.
Hintergrund
Nachdem der Kärntner Landesrechnungshof mehrmals eine Gesamtstrategie einforderte, startete 2024 der Prozess zur Erarbeitung der Kunst- und Kulturstrategie Kärnten | Koroška 2030. Seit Beginn des Prozesses begleitet die IG KiKK die Entwicklung der Strategie aktiv: Sie bringt die Perspektive der freien Szene, der Kulturinitiativen und der Kulturtätigen ein, war auf allen Zukunftsforen und Kulturwerkstätten, den zentralen Veranstaltungen, personell stark vertreten und hat Expert:innen-Gespräche zur Bestandsaufnahme mit der Agentur actori geführt. Die IG KiKK war an der Auswahl der Expert:innen für die Kulturwerkstätten beteiligt und brachte zusätzlich eigene inhaltliche Beiträge ein. Über die eigenen Informationskanäle wurden kontinuierlich Updates, Ausschreibungen, Ankündigungen, Analysen und Einordnungen bereitgestellt.
Wesentliche erste Maßnahmen, die von der IG KiKK initiiert wurden, sind die österreichweite Aktion „Hunger auf Kunst und Kultur“ in Kooperation mit dem Armutsnetzwerk nach
Kärnten | Koroška zu bringen, sowie die begonnene Raumsammlung „Index Off Spaces“, die Räume für Kunst und Kultur in Kärnten | Koroška sichtbarer und zugänglicher macht.
Ausblick
Die IG KiKK wird den Prozess weiterhin aktiv begleiten. Derzeit wird die Kunst- und Kulturstrategie Kärnten | Koroška 2030 von der Agentur actori gemeinsam mit der Kunst- und Kulturabteilung des Landes Kärnten verschriftlicht. Das daraus entstehende Dokument wird dem Kärntner Kulturgremium und der IG KiKK zur Stellungnahme vorgelegt. Die IG KiKK wird im Rahmen dieser Begutachtung fachlich fundiertes Feedback einbringen und darauf hinwirken, dass zentrale Empfehlungen – insbesondere zu Fair Pay, Raumstrukturen und Evaluationsmechanismen – in die finale Version aufgenommen werden. In einem weiteren Schritt setzt sich die IG KiKK dafür ein, dass die beschlossene Strategie im Landtag verbindlich verankert und mit einem wirksamen Monitoring versehen wird, um eine nachhaltige Umsetzung sicherzustellen.