VorRisse
Auf Land ohne Opposition, die erste Kulturrisse-Ausgabe dieses Jahrs, folgt nun der Schwerpunkt Opposition ohne Land im letzten Heft dieses Jahres.
Auf Land ohne Opposition, die erste Kulturrisse-Ausgabe dieses Jahrs, folgt nun der Schwerpunkt Opposition ohne Land im letzten Heft dieses Jahres.
Nach dem Sommer des Protests, der reichlich praktische Erfahrungen zwischen Gipfel-Hopping und Grenzcamps, zwischen Karawanen-Kunst und Staatsgewalt gezeitigt hat, soll diese Ausgabe mit verschiedenen reflexiven Ansätzen die Diskussion über die Möglichkeiten einer freien Opposition vorantreiben. Brian Holmes erklärt im Interview, warum er mit dem Begriff der transnationalen Zivilgesellschaft nicht soviel anfangen kann, Oliver Marchart demoliert im Vorbeigehen die Antiglobalisierungsbibel Empire und wagt sich einigermaßen weit vor mit dem Aufruf zu einem "populistischen" Internationalismus. Die Beiträge Hito Steyerls zur liberalistischen Instrumentalisierung des Begriffs Revolution, Boris Budens zum ebenso revolutionären Haager Tribunal und Stefan Nowotnys zur gedenkpolitischen Debatte in Österreich zeigen alle, dass eine Opposition ohne Land sich zwangsläufig vor allem unter den Bedingungen eines vielfältigen, ja vielleicht sogar allgemeinen Ausnahmezustands formieren muss.
Damit bei soviel Internationalismus das Österreichische nicht zu kurz kommt, gibt’s einen dicken kulturpolitischen Mittelteil. Die Masse an Beiträgen im Ressort Kulturpolitiken von der Medienpolitik bis zur Netzkultur, vom Depot bis zum WUK, von der Frauenkulturpolitik bis zu den Kunstbeiräten lässt sich als Indiz dafür interpretieren, dass der kulturpolitische Diskurs hierzulande wieder auflebt, nachdem er in den letzten beiden Jahren fast gänzlichverdeckt war durch andere, vielleicht dringlichere Themen.
In unserer - scheinbar aus strukturellen Gründen unabschließbaren - Reihe zur "intellektuellen Konterrevolution" lesen Sie diesmal a. Stefan Nowotnys (S.12f.) und b. Burghart Schmidts (S.36-40) kritische Anmerkungen zu a. Inhalt und b. Form/Methoden der gedenkpolitischen Entgleisungen Rudolf Burgers nebst Kritik an Slavoj Zizeks "Brutalphraserei". Das alles in der nötigen Extensivität (5 Seiten sind Kulturrisse-Rekord, eine Redaktion springt über ihre Schatten!) und hoffentlich doch einigermaßen abschließend ...
Gerald Raunig