Jour Fixe mit Dr. Gabriele Kreidl-Kala

Jourfixe mit Frau MinR. Dr. Gabriele Kreidl-Kala, Bundeskanzleramt Sektion Kunst, Abteilung II/8 - Förderung regionaler Initiativen und Kulturzentren, multikultureller Aktivitäten und spartenübergreifender Projekte

Jour Fixe am 26. April 2006 bei KiG!, Graz

Förderung regionaler Initiativen und Kulturzentren, multikultureller Aktivitäten und Spartenübergreifender Projekte

Jour Fixe mit Dr. Gabriele Kreidl-Kala, Kunstsektion II/8 des Bundeskanzleramtes

Mittwoch, 26. April 2006, 16:00 Uhr, KiG!, Feuerbachgasse 25, 8020 Graz

Jourfixe mit Frau MinR. Dr. Gabriele Kreidl-Kala, Bundeskanzleramt Sektion Kunst, Abteilung II/8 - Förderung regionaler Initiativen und Kulturzentren, multikultureller Aktivitäten und spartenübergreifender Projekte

Gabriele Kreidl-Kala
Gabriele Kreidl-Kala

Zunächst: Der Kunstbericht 2005 ist fertig. Das Kunstförderungsbudget des Bundes ist 2005 gegenüber dem Vorjahr um 6,5% erhöht worden. Das sind rund 5,12 Mio. Euro mehr. Dieser doch sehr beachtliche Betrag, der mehr ausgegeben wurde, wurde allerdings in erster Linie für den Umbau des Bregenzer Festspielhauses und für die Sanierung des Theaters in der Josefstadt gewidmet. Trotzdem ist mehr Geld nach außen gegeben worden.

Bei den vielfältigen Ansuchen für Zuschüsse zu Investitionsmaßnahmen, die bei Kulturvereinen und ihren Häusern anfallen sind wir sehr zurückhaltend. Für bauliche Maßnahmen sind in erster Linie die Gebietskörperschaften vor Ort zuständig. Manchmal kann von uns ein Kostenzuschuss für mobile Ausstattungsgüter, die direkt für den kulturellen Ausstellungsbetrieb gebraucht werden, gegeben werden. Förderung von Baumaßnahmen wird kaum von uns gemacht, weil es keinen extra Budgetansatz gibt, der zusätzliche Baumaßnahmen gewidmet wird. Wir müssten es direkt aus dem Kunstförderungsbudget nehmen und da ist es uns leid.

Erste Stelle zur Beurteilung der Anträge ist die Fachabteilung. Sie richten einen Antrag ja nicht an den Beirat. Wobei im Beirat für regionale Kulturinitiativen sieben Beiratsmitglieder in Funktion sind, alle aus verschiedenen Bundesländern, die bestellt sind, um ihren Rat abzugeben. Laut Kunstförderungsgesetz hat der Beirat die Funktion, eine Beratung zu machen, d.h. der Beirat selbst trägt auch keine Verantwortung, er kann von sich aus kein Geld zusagen und auch keine Ablehnung aussprechen, sondern gibt nur die Empfehlung. In den entsprechenden Fachabteilungen wird das dann aktenmäßig umgesetzt. Wie sehr dem Beirat Folge geleistet wird, ist in den Abteilungen unterschiedlich. Nicht alle Anträge müssen durch den Beirat gehen, sondern in erster Linie gehen die größeren Förderanträge dorthin, oder Anträge, die aufgrund ihrer neuen Ziele oder nicht eindeutigen Formulierungen trotzdem einer Beiratsbehandlung bedürfen – wo man sagt, wollen wir grundsätzlich in diese Richtung gehen. In unserer Abteilung wird relativ wenig abgelehnt im Unterschied zu anderen Abteilungen. Zusätzlich gibt es immer die Möglichkeit sich direkt an den jeweiligen Politiker zu wenden.

Wenn man nicht weiß, welche Abteilung zuständig ist, dann schickt man es an den Sektionsleiter oder ans Büro des Staatssekretärs und es wird dann zugeteilt; oder man ruft an. Grundsätzlich soll es nur eine zuständige Abteilung geben. Es ist aber relativ schwer. Mitunter gibt es begründete Fälle, wo bei mehreren Abteilungen mehrere Expertinnenmeinungen einzuholen sind. Im Bereich der Kunst- Und Kulturinitiativen ist das übliche Merkmal, dass diese in mehreren Kunstsparten aktiv sind. Es ist selten, dass jemand nur Ausstellungen macht. Bei uns sind die Mehrspartenbetriebe, Mehrspartenveranstalter, soziokulturelle Projektbetreiber, interdisziplinäre Vereine und da wird es natürlich schwierig. Unsere Hauptaufgabe sehen wir in der Absicherung der regionalen Kulturinitiativen. Da ist schon sehr viel des Budgets gebunden, denn die sind eine relativ fixe Gruppe. All das, was im interdisziplinären Bereich interessant ist und da noch dazukommt, hat es natürlich schwer, weil das Budget so eng ist. Nicht das ganze Budget, aber doch ein sehr großer Prozentsatz ist durch fixe Antragsteller gebunden. Dafür gibt es seit Gründung dieser Abteilung einen politischen Auftrag: Die regionale Versorgung mit zeitgenössischer Kunst, Kunstvermittlung, Kunst-/Kulturproduktion, Anregung zu eigener Kreativität soll gesichert werden. Ich tu mir auf jeden Fall schwer, wenn ich dem CCW im Ennstal plötzlich weniger geben soll. Einerseits bin ich auch froh über neue Antragsteller. Aber es ist nur nicht uninteressant oder unbedeutend, wenn eine bewährte Initiative sich in ihrer Charakteristik treu bleibt. Und laut reden tun ja immer nur die Unzufriedenen; die, die zufrieden sind, die melden sich ja nicht.

Gabriele Kreidl-Kala, Michael Petrowitsch

Gabriele Kreidl-Kala, Michael Petrowitsc


Es wird selbstverständlich nachher jede Abrechnung geprüft. Es gibt überhaupt keine Pauschalförderungen. Immer wird konkret für die künstlerischen Aktivitäten und nicht Basisförderung gegeben. Jeder Verein oder Fördernehmer bekommt einen Termin zur Abrechnung, wo er nicht nur die Finanzdaten vorlegen muss, sondern auch einen Bericht, eine Dokumentation, Rezensionen, Pressespiegel. Jeder Verein und Veranstalter muss jedes Jahr wieder neu ansuchen und sein geplantes Programm dabei einreichen. Besucherzahlen und Auslastung sind auch Kriterien bei der Abrechnung, aber es heißt nicht, dass die Kulturinitiative schlecht gearbeitet hat, wenn zu einem wenig Leute gekommen sind. Trotz professioneller Öffentlichkeitsarbeit erreicht man nicht immer die Leute. Vor wenigen Jahren haben wir eine Evaluierung der gesamten Szene bei Dr. Gladler in Auftrag gegeben, aber es ist sehr schwer den Beitrag einer Initiative zu einer gesamten Kulturentwicklung zu messen und auszudrücken.

Auch ein wichtiges Kriterium bei Veranstalter-Initiativen ist, dass man erkennen kann, dass die eine interessante kuratorische Tätigkeit leisten, dass da ein Sinn drinnen ist, dass sich aus diesen Programmen etwas ablesen lässt, dass es durchdacht ist, dass sich etwas findet, was sich vermittelt. Es soll einen Sinn machen, was da in Serie geboten wird (Nicht so: Aha, da haben wir einen Schriftsteller, den könnten wir jetzt einladen; oder der bekommt grad so gute Honorare, den nehmen wir).

Zu den mehrjährigen Förderverträgen ist bei uns im Haus in letzter Zeit nicht diskutiert worden. Vor einem Jahr hat die IG Kultur Steiermark dieses Thema wieder einmal an den Herrn Staatssekretär herangetragen. Grundsätzlich ist das nichts sehr Aktuelles. Gerade bei begrenzten Budgets ist es so, dass wenn viele Antragssteller mit 3-Jahres-Verträgen ausgestattet sind, man immer weniger Spielraum hat. Einem sensationell neuen Kunstprojekt kann ich dann noch weniger die notwendigen Mittel geben. Das Budget ist dann einbetoniert. Und es würde den Antragsstellern nichts bringen, weil sie trotzdem Jahr für Jahr ihr Programm einreichen müssten und Jahr für Jahr Zwischenrechnung vorlegen müssten. Außerdem tun sich viele Verein schwer damit, ein Jahr im voraus ihr Programm detailgetreu darzustellen und durchzukalkulieren, sodass es von einem Beirat beurteilt werden kann. Also wie will der Verein es erst für 3 Jahre stimmig machen?

Protest aus dem Publikum:

* Im Bund, wo es keine 3-Jahres-Verträge gibt ändern sich die Fördernehmer nicht mehr oder weniger als in Graz oder in der Steiermark, wo es diese Verträge gibt. Damit fällt das Argument mit der größeren Vielfalt oder dem Wechsel flach.
* 3-Jahres-Verträge verhindern nicht, dass in der 3. Periode trotzdem viele Initiativen aufgeben, weil immer noch auf Basis Selbstausbeutung gearbeitet werden muss – so bleibt ein Wechsel garantiert.
* 3-Jahres-Verträge bringen rechtliche Vorteile. Es ist ein Unterschied ob ich solche bei Bank, Vereinspolizei oder – wenn es schief gehen sollte – bei Staatsanwaltschaft vorweisen kann.
* 3-Jahres-Verträge bringen finanzielle Vorteile, wenn ich für ein langfristiges Projekt Mittel aufnehmen muss: Da bekomme ich bei der Bank einen ganz anderen Zinssatz.
* Die EU verlangt eine 3-jährig gesicherte Förderung und eigentlich schließt der Staat Österreich die Vereine von der Eu-Förderung sogar aus. Bei der EU muss ich rechtlich beglaubigen, dass ich 3 Jahre meine Finanzen halten kann.
* Wenn ich 3-Jahres-Verträge habe, kann ich ganz anders, detaillierter und längerfristig planen – die Planung wird also besser.
* Der Bund will wissen, wie steht es mit regionalen Förderstellen, das Land will wissen, wie steht es mit der EU-Förderung. Und da kommt das Projekt an einen Punkt, wo man sagt: Vergiss es einfach, weil es sich nicht mit den Zeitabläufen in den einzelnen Körperschaften koordinieren lässt – und zwar nicht aufgrund persönlicher Unfähigkeit, sondern weil es unkoordinierbar ist.
* Institutionalisierte Förderungen brauchen auch mehr Mut seitens der Beiräte, sich da drüberzutrauen
* Üblicherweise bekommt keiner eine mehrjährige Förderung, der nicht schon jahrelange Vorarbeit geleistet hat und Qualität bietet.
* Nachdem das 9 Bundesländer und 8 Landeshauptstädte gelöst haben, wird die Bundesregierung nicht dümmer sein und das auch schaffen.
* Längerfristige Förderungen geben eine gewisse Sicherheit mit einer sinnvolle Förderung – wichtig ist eine gute Mischung aus Sicherstellung und Beweglichkeit.
* Der Wunsch nach längeren Förderverträgen ist ganz stark da. Es hat sich in der Steiermark bewahrheitet, dass das gut ist und gut funktioniert. Es ist ganz offensichtlich, dass dafür im Bund der politische Wille fehlt.

Zu diesem Thema – ob das eingeführt wird oder nicht, das kann nur eine politische Entscheidung sein – dazu müssen Sie den Herrn Staatssekretär befragen.


Wo liegt die Entscheidung der Fachbeiräte, wo die Entscheidung der Abteilungsleitung? Die Kriterien, die im Kunstförderungsgesetz formuliert sind, werden beachtet, dann hat die Abteilung eigene Leitlinien, wo Kriterien formuliert worden sind, aber darüber gibt es immer Diskussionen in den Beiratssitzungen. Und natürlich bearbeitet die Abteilung selbst auch vieles, vor allem bei kleinen Anträgen. Es gibt auch kulturpolitische Maßnahmen, d.h. Entwicklungen, die auf politischer Ebene gesetzt und von der Abteilung dann exekutiert werden. Z.B. Theaterland Steiermark wurde vom Herrn Staatssekretär und der damaligen Frau LH Klasnic gemeinsam im Gespräch mit der Theo Studiobühne Zeiring entwickelt.

Wir fördern entweder das Jahreskulturprogramm oder einzelne Projekte. Aber total Büro und Miete oder so nicht. Beim Kulturprogramm kann ein Anteil von bis zu 25% an diesen Basiskosten (Öffentlichkeitsarbeit, Telefon) dabei sein. Aber in erster Linie wollen wir das Künstlerische, Kulturelle fördern. Für die Basiskosten gibt es die Gebietskörperschaften vor Ort. Wir sind die Kunstsektion und haben entsprechende Aufgaben. Wir genehmigen eh immer Telefonkosten und so weiter auch.

Bei der Bearbeitungsdauer hat laut einer Studie vom IKM die Abteilung II/8 wesentlich besser abgeschnitten als die Abteilung II/2. Bei Ablehnungen wird immer versucht, detaillierte Erklärungen abzugeben. Aber der Beirat bildet sich aus sieben Personen, selbst wenn sie dazu tendieren, für eine Sache keine Förderung auszusprechen, wird das individuell unterschiedlich begründet. Wie fasst sich das zu einem ganzen zusammen? Das ist nicht leicht. Begründung gibt es von der Abteilung. Oft lautet sie: „Wurde vom Beirat nicht empfohlen“. Stellungnahmen des Beirates sind schwierig. Wir fördern primär das Jahreskulturprogramm. 2005 waren das 4,3 Mio. Euro, davon 4,1 Mio. für Vereinsförderung, Kulturprojekte, Kulturprogramme, Kulturvermittlung. Es geht um die Gesamtförderung aller künstlerischen Projekte einer Organisation während des Jahres; teilweise werden auch Telefon-, Druckkosten etc. vorgelegt.

Michael Petrowitsch, Gabriele Kreidl-Kala
Michael Petrowitsch, Gabriele Kreidl-Kala
Anita Hofer, Margarethe Makovec
Anita Hofer, Margarethe Makovec
Doris Jauk-Hinz, Michael Petrowitsch
Doris Jauk-Hinz, Michael Petrowitsch
Gabriele Kreidl-Kala, Klaus Schrefler
Gabriele Kreidl-Kala, Klaus Schrefler