Datenerhebung zur Lage der freien Kulturszene gestartet

Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der Verbreitung des Covid19-Virus wirken sich stark auf die freie Kulturszene und ihre Einrichtungen aus. Das Ausmaß des akuten Schadens sowie seiner Folgewirkungen sind kaum abschätzbar. Um eine erste Datenbasis zu schaffen, haben die Interessenvertretungen der freien Kulturarbeit eine Erhebung initiiert und rufen zur Teilnahme auf. Denn was die Covid19-Krise nun sehr deutlich zum Vorschein bringt, sind auch Versäumnisse der vorangegangenen Jahre solide Instrumentarien zur Besserung der prekären Arbeitssituation in der freien Kulturszene zu schaffen.

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Aktuell kann niemand abschätzen, ob und – wenn ja wie lange – die aktuellen Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung von Covid19 verlängert werden müssen. Bis auf weiteres steht der Proben- und Veranstaltungsbetrieb still. Für die freie Kulturszene und ihre vielen gemeinnützigen Trägerorganisationen bedeutet das, angesichts der bereits vor der Krise äußert prekären Arbeitssituation, massive wirtschaftliche Schwierigkeiten bis zur Existenzbedrohung.

Kaum ein gemeinnütziger Kulturverein verfügt über Rücklagen (bzw. darf diese aufgrund rechtlicher Bestimmungen auch nur bedingt bilden), auf die nun angesichts der Totalausfälle bei den Einnahmen zurückgegriffen werden könnte. Die Haftung für den Verein übernehmen die (ehrenamtlich agierenden) Vorstandsmitglieder und zwar als Privatpersonen. Droht Zahlungsunfähigkeit, sehen sich viele Kunst- und Kulturvereine gezwungen, die Notbremse zu ziehen, Kündigungen auszusprechen, Mietverträge aufzulösen, Insolvenz anzumelden, etc. Bricht diese Vielfalt gemeinnütziger Kulturträger*innen weg, droht das kulturelle Leben Österreichs nachhaltig Schaden zu nehmen.
 

Um das Ausmaß des finanziellen Schadens und die Konsequenzen der Covid19-Maßnahmen auf die freie Kulturszene abschätzen zu können, hat die IG Kultur Österreich gemeinsam mit den Landesorganisationen der freien Kulturarbeit nun eine Erhebung gestartet. Die Daten sollen eine erste Grundlage bilden, um monetäre Hilfsmittel bemessen und die Wirksamkeit der Unterstützungsmaßnahmen bewerten zu können.

 

„Mit dieser Erhebung wollen wir uns einen ersten Überblick verschaffen, als auch bestehende Informationslücken schließen,“ so Yvonne Gimpel, Geschäftsführerin der IG Kultur Österreich, „denn bislang gibt es weder österreichweite Daten über die Leistungen, die die freie Kulturszene und zahlreichen Kulturinitiativen erbringen bzw. normalerweise erbringen würden, noch über die Situation der Kulturarbeiter*innen, auf die wir zurückgreifen könnten.“ Kulturinitiativen werden von der Statistik Austria nicht erfasst, die Situation der tausenden Kulturarbeiter*innen in Österreich wurde in den Studien zur sozialen Lage der Künstler*innen und Kulturvermittler*innen ausgeklammert.

„Was die aktuell beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung zur Unterstützung der freien Kulturszene jedoch sehr deutlich zum Vorschein bringen,“ so Gimpel weiter, „sind die bisherigen Leer- und Schwachstellen im Sicherungsnetz. Diese müssen nun in einem gemeinsamen Kraftakt in aller Schnelle geschlossen werden. Dass die Bundesregierung trotz der Herausforderungen der Covid19-Krise insgesamt auch auf Belange der Kulturszene eingeht, begrüßen und unterstützen wir." 

Seit Jahren weisen die Interessenvertretungen der freien Kulturarbeit etwa auf den Reformbedarf des Künstlersozialverischerungs-Fonds hin. Hilfe in Notsituationen (die auch bislang gewährt wurde) soll nun „rasch und unbürokratisch“ erfolgen und neben Künstler*innen neu auch für Kulturvermittler*innen möglich werden. Das ist ein wichtiger erster Schritt, auch wenn weiterhin sehr viele Berufsgruppen, die das Kunst- und Kulturleben am Laufen halten, ausgeschlossen sind. Erstmals findet auch der Begriff der „Non-Profit-Organisationen“ Eingang in das österreichische Recht. Gemeinnützige Organisationen sollen in wirtschaftlichen Notsituationen durch den geplanten Härtefallfonds Unterstützung erhalten, ein bemerkenswertes Novum. 

Auch dazu soll die Datenerhebung beitragen: Zur Einschätzung, inwieweit die bislang erarbeiteten Maßnahmen greifen und tatsächlich einen Rettungsschirm für die freie Kulturszene und ihre Einrichtungen darstellen, um die aktuelle Situation zu überbrücken. Denn dass es nun gemeinsamer Anstrengungen aller bedarf, steht außer Frage. Dass dies nur als "work in progress" zu begreifen ist, ebenso. 
 

Zur Erhebung der Einnahmenausfälle der freien Kulturszene und ihrer Einrichtungen


 

Hinweis: Parallel zur Erhebung der Einnahmenausfälle und Konsequenzen der Covid19-Maßnahmen auf unabhängige Kultureinrichtungen und -vereine wurden gesonderte Erhebungen zur Erfassung der Situation betroffener Künstler*innen gestartet, etwa für freie Musikschaffendebildende KunstTanz/Theater/Performance

 

 

 

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