Die WAZ und die Medien
Alles in allem wurde die WAZ in den einzelnen südosteuropäischen Ländern so etabliert, dass sie der tatsächliche oder potenzielle Monopolist – jedenfalls der stärkste Medienspieler auf diesem Markt – wurde.
Der Eintritt des deutschen Medienkonzerns WAZ (Westdeutsche Allgemeine Zeitung)-Mediengruppe auf den osteuropäischen Markt begann bald nach dem Fall des „eisernen Vorhangs“ 1990, als das ungarische Medienhaus Pannon Lapok Társasága (PLT), das die Regionaltageszeitungen Zalai Hirlap, Vas Népe, Napló, Fejér Megyei Hírlap und Dunaújvarosi Hírlap herausgab, gekauft wurde. Die MedienexpertInnen waren damals der Meinung, dass das Ziel der WAZ auf dem osteuropäischen Markt eben der Kauf, die Stärkung und die Vernetzung von regionalen Blättern sein würde, da immer mehr die Rede davon war, dass im Einklang mit den Dezentralisierungs- und Regionalisierungsprozessen in Europa auch die Dezentralisierung der Druckmedien und somit auch des Profits stattfinde.
Nicht so schnell, sondern erst einige Jahre später zeigte sich, dass der Appetit der WAZ viel größer und es ihr Ziel war, die führenden oder einige von den führenden Tages- und Wochenzeitungen in den südosteuropäischen Ländern zu kaufen, sowie auch die profitablen Vertriebshäuser und Druckereien zu kaufen und zu kontrollieren. Alles in allem wurde die WAZ in den einzelnen südosteuropäischen Ländern so etabliert, dass sie der tatsächliche oder potenzielle Monopolist – jedenfalls der stärkste Medienspieler auf diesem Markt – wurde.
In Ungarn ist die WAZ-Mediengruppe heute der Eigentümer des Vertriebshauses, des Grafikstudios, aber auch des größten Politik- und Wirtschaftsmagazins HVG, das in professionellen Kreisen sehr geschätzt wird. Die Präsenz der WAZ auf dem ungarischen Markt ist allerdings nicht das beste Beispiel für die Stärke und den Einfluss dieses Konzerns in diesem Teil Europas, da der Begriff „WAZ’ bulgarisches Modell“, das den Medienmarkt dieses Landes gründlich erschütterte, bereits bekannt ist. Die Medienleute in den Ländern, in die die WAZ bereits hineinkam oder plant, mit voller Intensität hineinzukommen, hatten und haben immer noch Angst vor diesem Modell. Nachdem sie 1997 die auflagenstarke bulgarische Tageszeitung 24 cača („24 Stunden“) gekauft hatte, begann die WAZ unmittelbar danach den Zeitungspreis zu senken, sodass in einem Jahr dieses Blatt von 20 Cent auf einen Cent verbilligt wurde.
Die anderen Zeitungen hielten bei diesem Dumping bis 10 Cent mit und konnten nicht darunter gehen. Auch bei den Anzeigen in „24 Stunden“ wurde Preisdumping betrieben. Dieses doppelte Dumping vernichtete das bisher auflagenstärkste Konkurrenzblatt Trud („Arbeit“), das die WAZ einige Jahre danach billig kaufte. Auf diese Weise eroberte sie 80 Prozent des Tageszeitungsmarktes. Neben den Tageszeitungen gibt die WAZ in Bulgarien auch eine große Anzahl von Magazinen heraus, besitzt ein Vertriebshaus und Druckereien ... Der WAZ gelang es, politische und wirtschaftliche Probleme in Bulgarien auszunützen und mit Hilfe der Regierung den bulgarischen Printmedienmarkt in einem solchen Ausmaß zu übernehmen, dass sie einer der wesentlichen politischen und gesellschaftlichen Faktoren wurde.
Die Verbindung der WAZ mit den Regierungen der Länder, in die sie ihr Kapital investiert, ist völlig unumstritten, das wird von diesem Unternehmen mehr oder weniger auch nicht verheimlicht. Es ist bezeichnend, dass der Aufstieg dieses Unternehmens in den osteuropäischen Ländern mit der Zeit zusammenhängt, in der Bodo Hombach den Stabilitätspakt für Südosteuropa koordinierte. Hombach ist jetzt der Generaldirektor der WAZ, und auch vorher war seine enge Verbindung mit diesem Unternehmen nie ein Geheimnis. Hombach war auch der Kabinettschef des deutschen Kanzlers Gerhard Schröder, verantwortlich unter anderem für die Tätigkeit der Geheimdienste. Er kannte die Art und Weise, wie das politische und wirtschaftliche System in Transitionsländern funktionierte, lernte Personen kennen, die in diesen Ländern die Entscheidungsmacht hatten, und erkannte auch die Möglichkeiten für finanzielle Gewinne – so ist es wahrscheinlich Hombach am meisten zu verdanken, dass die WAZ den Printmedienmarkt in den südosteuropäischen Ländern fest übernahm. Es bleibt allerdings die Frage, inwieweit der Einstieg der WAZ in diese Länder mit der Tatsache zu tun hatte, dass die Korruption auf der Regierungsebene hier außerordentlich hoch war.
Die Degradierung des journalistischen Berufs
Als gemeinsamen Nenner fast aller westlicher Investoren in die osteuropäischen Medien, egal ob Print- oder elektronische Medien, (neben der WAZ sind es die europäischen Unternehmen Axel Springer Verlag, Passauer Neue Presse, Ringier und Orkla sowie amerikanische wie Viacom, AOL Time Warner, Liberty Media und andere) kann man die Tatsache nennen, dass sie sich sehr selten bzw. ungern in die „Blattinnenpolitik“ einmischen. Durch ihren Einstieg stieg die Qualität der Medien und journalistischen Beiträge leider nicht, entgegen der großen Hoffnung der proeuropäisch und prowestlich orientierten BürgerInnen und Medienleute in diesen Ländern. In einigen Fällen kam es sogar zur zusätzlichen Degradierung des journalistischen Berufs, der besonders in den südosteuropäischen Ländern gefährdet war. Das Hauptcharakteristikum der WAZ ist es, dass ihre Medien nie im Gegensatz zur Politik und zu den strategischen Zielen der Regierungen in den Ländern, in denen die jeweiligen Medien tätig sind, stehen.
Konzerne wie die WAZ befassen sich in erster Linie mit der kommerziellen Seite der Medien und passen sich völlig den Regeln des Marktwettbewerbes in diesen Ländern an, den Regeln, die in ihren Ursprungsländern freilich nicht gelten. Der Zeitungsinhalt ist hauptsächlich zweitrangig: Oft interessieren sie sich fast überhaupt nicht dafür, was die Zeitungen schreiben, wie die Redaktionspolitik ist, wer die JournalistInnen sind, wie ihre Erfahrung und ihr Bildungsprofil ist. Sie nützen erfolgreich die Tatsache, dass in einigen dieser Länder die JournalistInnenverbände und ihre Gewerkschaften auf einem sehr niedrigen Entwicklungsniveau sind, dass die Rechte der JournalistInnen oft auf keine Art und Weise vor der Willkür der EigentümerInnen geschützt sind.
Einzelne AnalytikerInnen behaupten, dass ihre Präsenz in diesen Ländern niedrige Gehälter und Honorare der JournalistInnen verursacht hat, und es steht fest, dass durch den Einstieg der ausländischen InvestorInnen die Gehälter der Beschäftigten real nicht erhöht wurden. Es gibt eine ganze Reihe von Fällen, wo die Beschäftigten in den Medienhäusern, deren EigentümerInnen AusländerInnen sind, niedrigere Gehälter haben, als die Beschäftigten in den inländischen Unternehmen. Sie gefährden praktisch die beruflichen und sozialen Rechte der JournalistInnen, die nur sehr langsam auf die neu entstandene Situation reagieren, besonders wegen des Erbes aus der kommunistischen Zeit, als die JournalistInnenverbände und Gewerkschaften keine wesentliche Rolle in der Beziehung zwischen den Beschäftigten und ArbeitgeberInnen spielten.
Jede ernsthaftere Analyse würde zeigen, dass z.B. die Medien in den Ländern des ex-jugoslawischen Raums auf wesentlich niedrigerem beruflichem Niveau sind, als sie es am Anfang der Transition und sogar in der Zeit des Einparteiensystems waren, und dass dies die neuen EigentümerInnen keineswegs interessiert. Tatsache ist, dass sie vielleicht ein solches Bild nicht produzierten, aber sie schadeten ihm auch nicht, und trugen nach der Übernahme der Medien oft sogar zu seiner Festigung bei.
Indem sie die vorgefundenen Spielregeln völlig akzeptierten, zeigten sie sich in manchen Situation als wahre KämpferInnen gegen die Verbesserung der Medienqualität, bzw. es zeigte sich, dass sie, immer wenn sie die Gelegenheit haben, zwischen dem Profit und der Qualität zu wählen, sich für das erstere entscheiden. Sehr selten sind die Medien, bei denen die Tätigkeit der RedakteurInnen sich auf die Mitarbeit mit den JournalistInnen und KorrespondentInnen gründet; häufiger ist es so, dass ihre Arbeit nach außen gerichtet ist (Outsourcing). In den Redaktionen werden junge, meistens ungenügend ausgebildete JournalistInnen eingesetzt, die für ein niedriges Gehalt arbeiten, unter anderem auch von dem Wunsch angezogen, „bekannt“ zu werden. Die Medien entwickeln ihre KorrespondentInnennetze nicht und verlassen sich auf unpersonelle Agenturmeldungen ...
Der Fall Kroatien
Die WAZ begann ihre Geschäftstätigkeit im ex-jugoslawischen Raum in Kroatien, wo sie 1998 50 Prozent der Aktien des Unternehmens Europa Press Holding (EPH) kaufte, die das Eigentum des kontroversen kroatischen Geschäftsmanns Ninoslav Pavić waren. Von den Medienprojekten dieses Unternehmens ist jedenfalls die Tageszeitung Jutarnji list („Morgenblatt“) am wichtigsten, welche die zweitstärkste Auflage in Kroatien hat. Außerdem gibt diese Firma auch die Wirtschaftstageszeitung Dnevnik („Tagesjournal“), das Blatt Sportske novosti („Sportneuigkeiten“) und die Wochenzeitschrift Globus heraus, sowie eine ganze Reihe von inländischen und lizenzierten Monatszeitschriften.
Es wurde nie ganz geklärt, wer eigentlich hinter Ninoslav Pavić steht, und in der Öffentlichkeit wurde darüber spekuliert, dass er bloß ein „Mannequin des Kapitals“ der hohen Funktionäre aus der lang herrschenden HDZ (Kroatische Demokratische Partei) sei. Jedoch hat die WAZ große Konkurrenz in Kroatien, seitens eines ebenfalls ausländischen Investors, der Austrian Styria Media Group, die 2000 die auflagenstärkste Tageszeitung in Kroatien Večernji list („Abendblatt“) kaufte. Der deutsch-österreichische Medienkonflikt, der in Kroatien geführt wurde (wird), zeigte die Verbindung der multinationalen Unternehmen und Medien mit der Politik und der Kriminalität (Die vier Regierungszweige) auf und bestätigte, dass die Medien – vielleicht gerade deshalb – ein sehr gutes Geschäft in erschütterungsreichen Regionen sind.
Nach dem Einstieg der WAZ in Kroatien gab es zahlreiche Proteste in der Öffentlichkeit, es wurde vor einer möglichen Wiederholung des „bulgarischen Modells“ gewarnt, es hat sogar der kroatische Rat der Agentur für Markteinflussschutz reagiert, der die Konzentration des Eigentums der WAZ bzw. der Europa Press Holding als zulässig beurteilte, aber auch die Begleitmaßnahmen festlegte: die Meldepflicht beim Erwerb von Anteilen an den Informationsmedien und an den mit Medien verbundenen Tätigkeiten. Der kroatischen Regierung gelang es gewissermaßen, die Gefahr der Monopolisierung des kroatischen Printmedienmarktes zu reduzieren, als sie dem österreichischen Konzern Styria den ungestörten Kauf der Zeitung Večernji list ermöglichte, gleichzeitig wurde aber über das „kroatische Modell“ der Verbindung von „vier Regierungszweigen“ gesprochen. Die WAZ kaufte inzwischen, im Jahr 2005, die auflagenstärkste kroatische Regionaltageszeitung Slobodna Dalmacija („Freies Dalmatien“) aus Split.
Sowohl die WAZ als auch die Styria versprachen, sich in die Redaktionspolitik ihrer Blätter nicht einzumischen, was auf den ersten Blick gut und verlockend für die kroatische Öffentlichkeit klang. Andererseits wurden sie jedoch Mitbeteiligte an vielen „devianten Erscheinungen“ in der kroatischen Öffentlichkeit. Večernji list („Abendblatt“) behielt seine Position des „volksnahen“, der Regierung unanständig nahe stehenden Sprachrohrs, während Jutarnji list („Morgenblatt“) unter dem Schutzschirm der „Standpunktverschiedenheit“ unwiderstehlich an ein „Möchtegernbraut-Blatt“ erinnert, das sich jenen annähert, die auf richtige Weise den Forderungen der RedakteurInnen und EigentümerInnen entsprechen können. Mit dem Markteinstieg dieser zwei Unternehmen begann die kroatische Öffentlichkeit auch die Nachteile des „Korporations-Journalismus“ einzusehen.
Die WAZ eröffnete nämlich eine Korrespondenzstelle in Brüssel, von der sie all ihre zahlreichen Zeitungen in Europa bedienen sollte. Nicht nur, dass eine solche Geschäftsorganisation wesentlich anfälliger für Einheitsbreijournalismus im Einklang mit den Unternehmensinteressen ist, sondern sie beeinflusst direkt auch die Redaktionskonzeption der Blätter. Außerdem werden in Kroatien die Korrespondenzstellen jener WAZ-Printmedien, die sich auf Agenturnachrichten verlassen, abgeschafft, was direkt zur Senkung der journalistischen Qualität beiträgt – die Informationsproduktion wird rationalisiert, ihr Inhalt wird vereinfacht, es ist nur wichtig, die Ereignisse in wesentlichen Zügen zu decken, ohne sich auf die Substanz und Tiefe einzulassen. Allein durch eine solche Geschäftsorganisation verlassen ernsthaftere Inhalte unumgänglich die Zeitungen. Freilich denkt niemand darüber nach, was für verheerende Folgen es für eine Gesellschaft hat, die – wie auch sonst keine Gesellschaft in Südosteuropa – nicht in der Lage ist, eine starke und beständige Alternative zu schaffen und zu erhalten.
Der Fall Serbien und Montenegro
Im Unterschied zu Kroatien ist in Serbien die WAZ der einzige ausländische Konzern im Printmediensektor. Aber trotzdem ist seine Präsenz in diesem Land nicht bedeutend, zumindest nicht entscheidend, wenn wir mal vom profitablen Presse- und Zigarettenvertrieb absehen. Serbien ist ein spezifisches Land mit dem schweren Erbe der unmittelbaren Vergangenheit; es geht um ein Land, das in den 1990er Jahren vier Kriege führte, in dem der konservative Nationalismus immer noch die dominante ideologische Matrix ist, und in dem die stärkste politische Partei die ultranationalistische, xenophobe und pro-russisch orientierte Serbische Radikale Partei ist, die in Kriegsverbrechen in Ex-Jugoslawien involviert war. Milošević und sein Regime, die in den 90ern Serbien und die benachbarten Länder vernichteten, hatten am Anfang eine außerordentlich große Unterstützung fast aller Medien und JournalistInnen im Land. Es handelte sich nicht nur um die Fortsetzung des einschleimenden Journalismus, sondern die Medien erkannten darin die Möglichkeit, die angenehmen Gesellschaftspositionen zu behalten. Und außerdem tat die Korrumpierung durch die nationalistische Idee ihr Übriges.
Zwei Blätter, die heute in Serbien der WAZ gehören, Politika („Politik“) und Dnevnik („Tagesjournal“), waren das Symbol des Miloševićschen Journalismus, jene Medien, die die Kriegshetze betrieben, die Kriegsverbrechen begrüßten und die wegen der furchtbarsten Verbrechen nach dem Zweiten Weltkrieg verurteilte Personen feierten. Die Reformregierung des später getöteten Premiers Dindić, die nach dem Sturz von Milošević an die Macht kam, glaubte, dass ein schneller Verkauf der Politika ein guter Schachzug aus zwei Gründen sein würde: Erstens war das ein finanzielles „Fass ohne Boden“, das wegen der langjährigen Tradition (seit 1904) erhalten werden musste, und zweitens glaubte man, dass der neue Eigentümer eine tiefgründige Reform der Redaktionspolitik durchführen würde. Sechs Jahre nach dem Kauf dieses Blattes seitens der WAZ (50 Prozent Eigentum) wurde jedoch keines dieser Probleme gelöst: Politika ist nach wie vor eine Zeitung, die Verluste schreibt, und ihre Redaktionspolitik ist nur etwas „herausgeputzter“ als jene in den 90ern des vorigen Jahrhunderts. Die führenden Personen dieser Zeitung sind enge MitarbeiterInnen des nationalistischen serbischen Premiers Vojislav Kočtunica, die z.B. eine fast rassistische Redaktionspolitik in der Kosovo-Frage betreiben.
Die Zeitung Dnevnik aus Novi Sad ist in einer gewissermaßen besseren Lage, vor allem dank der Tatsache, dass in dieser Provinz seit dem Sturz von Milošević die prowestliche Demokratische Partei regiert, die einen bedeutenden Einfluss auf die Redaktionspolitik des Blattes hat. Die Qualität der Zeitung wurde wesentlich verbessert, das professionelle Niveau ist sichtbar höher als in den 1990er Jahren, jedoch ist die Position des Blattes auf dem Markt nach wie vor diskutabel. Dnevnik und WAZ starteten in der Vojvodina auch einige regionale Wochenzeitungen, die mit Dnevnik vernetzt sind, und dieses Geschäft läuft erfolgreich. Aber Politika und Dnevnik decken nur einen kleinen Teil des serbischen Marktes.
Die WAZ war auch am Kauf der auflagestärksten Tageszeitung Večernje novosti („Abendneuigkeiten“) interessiert, diese wurde jedoch an eine Gruppe serbischer Tycoons verkauft, die eng mit den nationalistischen und anderen Eliten zusammenarbeiten. Doch den Grund für die Erhaltung der WAZ auf dem Markt Serbiens sollte man im erfolgreichen Geschäftsarrangement sehen, im Kauf des Vertriebshauses Futura Plus, das eine Vielzahl von Trafiken und Verkaufstellen in ganz Serbien hat. Dort werden neben den Zeitungen auch Zigaretten verkauft. Futura plus entstand durch Fusion einiger Pressevertriebe. Der Partner der WAZ in dieser Firma ist Stanko Subotić Cane, ein serbischer Geschäftsmann, der von der Interpol steckbrieflich gesucht wird, wegen des begründeten Verdachtes, illegalen Import und Verkauf von Zigaretten in den 90ern betrieben zu haben.
Aus Montenegro stieg die WAZ vor kurzem nach knapp vier Jahren Präsenz aus, bzw. kündigte den Vertrag mit den EigentümerInnen der Firma Daily Press, die die Tageszeitung Vijesti („Nachrichten“) herausgab. Die montenegrinischen EigentümerInnen kauften 50 Prozent der Aktien. Obwohl es viele Spekulationen in der Öffentlichkeit gab, ist es bis heute nicht klar, warum es zur Vertragskündigung kam. Aus den spärlichen Mitteilungen lässt sich ahnen, dass die Trennung konzeptionsbedingt erfolgte, da die WAZ angeblich der Ansicht war, dass Vijesti eine zu unabhängige Zeitung sei, was ja weitere Entwicklung und weiteren Profit verunmögliche.
Eines steht fest: Die WAZ kennt das Wesen der Regierungen in den Transitionsländern Südosteuropas (lies: Korrumpierbarkeit) sehr gut und ist auch imstande, aus diesen Kenntnissen zu profitieren, ohne Rücksicht darauf, inwiefern ihre Präsenz die gesellschaftlichen Prozesse im jeweiligen Land fördert oder rückschrittlich macht.
Nedim Sejdinović ist seit 1992 als Journalist für diverse Medien tätig. Unter anderem war er Chefredakteur der Wochenmagazine Nezavisni („Die Unabhängigen“) und Bulevar („Boulevard“). Darüber hinaus ist er Gründer, Direktor und Chefredakteur der Verlagsgesellschaft Cenzura („Zensur“), Generaldirektor der unabhängigen JournalistInnen- vereinigung der Vojvodina und Autor mehrerer Romane bzw. Essaysammlungen.
Übersetzung aus dem Serbokroatischen: Jasmina Janković