Fair Pay – eine Zwischenbilanz. Wie die Umsetzung fairer Bezahlung gelingen kann.
In Kärnten werden die Weichen für Fair Pay gestellt: Die IG KiKK legt den Bericht "Fair Pay Kärnten/Koroška“ vor, verschafft einen Überblick zur österreichweiten Entwicklung für faire Bezahlung in Kunst und Kultur und formuliert Empfehlungen für Kärnten – und darüber hinaus.
Ein Artikel von Elena Stoißer, erschienen in der Bildpunkt #66, dem Magazin der IG Bildende Kunst, am 11.07.2023.
2020 startete der Bund seinen „Fairness Prozess“, der viel bewegt hat. Im Sommer 2022 unterzeichneten der Bund, alle neun Bundesländer sowie der Städte- und der Gemeindebund das „Fair-Pay-Strategie-Papier“, ein Bekenntnis zum Ziel, die herrschende Arbeitssituation in Kunst und Kultur durch „fairere Bezahlung“ zu verbessern. Seitdem gab es in allen Bundesländern Maßnahmen mit unterschiedlichen Stoßrichtungen.
Best Practice Modell Salzburg
Das Land Salzburg hat als erstes 2021 ein Modell mit Vorbildcharakter für Fair Pay erarbeitet. Der strukturierte Prozess sieht klare Schritte vor – Erhebung, Zielsetzung, Umsetzung mit jährlichen Erhöhungen – und lebte vorbildlich Partizipation: Betroffene der Kulturszene waren ebenso eingebunden wie die Landeshauptstadt und der Bund.
Fair-Pay-Zuschüsse können seit 2022 beim Bund beantragt werden, seit heuer in Niederösterreich, für Tirol sind sie angekündigt, in der Steiermark erwartet. Diese Auszahlungen sind ein positiver Schritt in die richtige Richtung. Problematisch ist dabei die Berechnungsgrundlage, wenn die Eigenmittel hinzugezählt werden. Diese können in der Praxis nicht erhöht werden, wodurch eine Lücke im zu schließenden Fair-Pay-Gap bleibt.
Chancen und Ungerechtigkeiten
Für einen erfolgreichen Prozess ist es sinnvoll, auf vorhandene Erfahrungen zurückzugreifen. Wichtigster Startpunkt ist eine Erhebung des Fair-Pay-Gaps, dem Unterschied zwischen der tatsächlichen Bezahlung und den Richtwerten der Interessensvertretungen. Nur auf einer validen Datenlage können faktenbasierte Entscheidungen getroffen werden.
Die Umsetzung braucht neben dem Bund und allen Bundesländern auch die Gemeinden bzw. Städte. Die bereits tatkräftigen Gebietskörperschaften sollten die übrigen – insbesondere die Kommunen – auffordern, ihren Anteil am Fair-Pay-Gap zu übernehmen.
Oft scheitert es gar nicht an einer fairen, sondern überhaupt an einer Bezahlung der Kunst- und Kulturarbeit. Das hohe Maß an unfreiwilligem Ehrenamt zu verringern muss in der Fair-Pay-Strategie enthalten sein, um die herrschende Ungleichheit im Sektor auszugleichen.
Völlig offen ist, wie sich die Teuerungen auf Fair Pay auswirken. Klar ist, wenn Kulturförderungen weiterhin nicht valorisiert werden, wachsen mit der Inflation auch die Lücken in den Kulturbudgets – und damit in der Bezahlung der Kulturtätigen.
Fair-Pay-Utopie?
Separate Zuschüsse sind im Idealfall ein Übergangsmodell, bis faire Bezahlung zum Standard wird. Die Entwicklung sollte hin zu einem Paradigmenwechsel im Förderwesen führen, der eine Verpflichtung zur fairen Bezahlung vorsieht und sich in den Förderhöhen an den tatsächlichen Kosten orientiert. Der Förderfokus verschiebt sich weg vom Output der Kunst- und Kulturtätigen hin zu einer Input-Orientierung, um die Qualität der Arbeitsbedingungen statt die Quantität der Projekte zu fördern.
Elena Stoißer leitet seit 2018 das Büro der IG KiKK - Interessensgemeinschaft für Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška und ist im Vorstand der IG Kultur Österreich im Fachbeirat tätig. Sie hat den Fair Pay Bericht recherchiert und geschrieben.
Empfehlungen zur Einführung von Fair Pay in Kärnten/Koroška