Teuerungswelle und Ungleichbehandlung der Freie Szene

Die aktuelle Rekordinflation hinterlässt ihre Spuren bei den steirischen Kulturinitiativen deutlich. Die IG Kultur Steiermark hat sich angesehen, wie sich die aktuellen Preissteigerungen auf die Freie Szene auswirken und fordert rasche Maßnahmen.

Die Inflationsrate, die derzeit bei etwa 9 % liegt, wirkt sich auf die Budgets aller Kulturvereine aus. Der aktuelle Mix aus hoher Inflation und explodierenden Energiepreisen frisst schon in diesem Jahr die letzten Reserven von Kulturvereinen, bei der Planung für das nächste Jahre herrscht große Unsicherheit.

Die explodierenden Energiekosten und gestiegenen Mieten treffen besonders jene Kulturvereine, die eigene Räume wie Ateliers, Werkstätten, Veranstaltungsorte und Proberäume betreiben. Bei den Kosten für Strom und Heizung rechnen die Kulturinitiativen mit einer Steigerung von etwa 80%. Dazu kommen noch die Mieterhöhungen, die von den einzelnen Mietverträgen abhängig sind. Im Schnitt steigen diese Mietkosten um 20%. Die Preiserhöhungen schlagen sich in allen Bereichen der Kulturproduktion nieder, wie etwa bei Reisekosten und Hotelpreisen, Caterings, Materialkosten für Theaterproduktionen und Ausstellungen sowie bei Druck- & Versandkosten. Diese Kosten sind aktuell nicht ganz absehbar, da sich die Preise täglich ändern. Aufgrund von gestiegenen Lebenskosten sind auch die externen Mitarbeiter:innen und Künstler:innen gezwungen, höhere Gagen zu verlangen. So wie in großen Kulturhäusern sollten auch in der freien Szene die Gehälter steigen, doch aus heutiger Sicht wirkt das kaum finanzierbar. Daher rechnen die Kulturinitiativen im nächsten Jahr mit einer deutlichen Steigerung des unfreiwilligen Ehrenamtes.

Die IG Kultur Steiermark als Interessenvertretung der freien Kulturszene sieht deswegen erhöhten Handlungsbedarf bei der Kulturpolitik in der Stadt Graz und beim Land Steiermark, um das breite Kulturangebot weiter aufrecht erhalten zu können. Die Teuerungswelle und die exorbitanten Steigerungen der Energiekosten stellen alle Kultureinrichtungen vor große Probleme. Doch aufgrund der ungleichen Ausgangslage, sind die Möglichkeiten mit den Kostensteigerungen umzugehen, unterschiedlich. Bis dato haben sich die Stadt- als auch die Landesregierung nur mit den Budgetknappheiten von großen Kulturhäusern (wie z.B. Bühnen Graz) beschäftigt. Damit haben sich die bestehenden Ungleichheiten zwischen „Großen und Kleinen“ nur vertieft und die alten kulturpolitischen Versäumnisse wurden hier weitergetragen.

Um die geplanten Kulturprogramme durchzuführen und die Kulturräume inkl. Personal zu erhalten, müssen aus unserer Sicht die folgende Maßnahmen auf Landes- und Stadtebene möglichst rasch umgesetzt werden:

  • Erhöhung des Förderbudgets um mindestens 10 Prozent

Eine Indexanpassung ist für die Förderempfänger:innen, insbesondere bei den mehrjährigen Förderverträgen, genauso wichtig wie für die großen Häuser. In den derzeit laufenden Budgetaufteilungen des Landes und der Stadt Graz muss dies berücksichtig werden.

  • Extraförderungen für gestiegene Energie/Mietkosten bei den gemeinnützigen Kulturvereinen

Ein Energie- und Mietkostenfonds für die gemeinnützigen Vereine, der vor allem die exorbitant steigenden Energie- und Mietkosten zu 75 % ausgleicht. Hier braucht es ein koordiniertes Vorgehen zwischen Stadt, Land und Bund.

  • Ein kulanter Umgang mit der Förderungsabwicklung bei Kunst- und Kulturförderungen

Da die realen Kosten für die geplanten Kulturprogramme nicht berechenbar sind und sich aufgrund der Teuerungen ändern werden, muss dies auch bei der Abwicklung von Förderungen berücksichtigt werden.

Wir haben diese Forderungen der Stadt schon vorgelegt, beim Land warten wir noch immer auf einen Termin. Wir erwarten uns, dass die Politik unsere Lage ernst nimmt und auch der Kultur einen Blick “von unten“ schenkt. Es sollte nicht vergessen werden, dass ein blühendes Kulturgeschehen im Land und in den Städten ohne eine lebendige und vielfältige sowie ausreichend finanzierte freie Szene nicht denkbar ist! Alles andere wird nur ein neues kulturpolitisches Versäumnis.